Sehr geehrte Damen und Herren,
die BI Lebenswerter Goldener Grund e.V. ist ein gemeinnütziger Verein mit zur Zeit weit über 500 Mitgliedern Zweck des Vereins ist die Förderung des Umweltschutzes für Mensch und Natur durch Neuordnung der Straßenführung im Goldenen Grund, besonders im Ortsumfeld der Ortsgemeinden Walsdorf, Würges, Bad Camberg und Erbach.
Ziel und Schwerpunkt unserer Arbeit ist dabei die massive Reduzierung der durch die vorliegende Planung verursachte Verkehrs-, Abgas- und Lärmbelastung sowie die Zerstörung von Natur und Landschaft und den Landverbrauch zu minimieren.
Seit Mitte 2014 wurde bei Behördenterminen und bei Gesprächen mit Bundes-, Landes- und Kommunalpolitikern immer wieder betont, dass die gesamte Planung ausschließlich auf die Entlastung der Ortsdurchfahrten ausgerichtet sei. Auch alle fristgerechten Einwände (mehr als 100) von der Stadt Idstein und Bürgern von Bad Camberg die in die Richtung zu starke Zunahme von Verkehr, Abgasen, Lärm monströses Kreuzungsbauwerk etc. gingen, wurden im Mai 2015 vom RP Gießen abgeschmettert.
Durch den Entwurf des BVWP 2030 wurde in den grundsätzlichen Aussagen und in den Dossiers der für uns relevanten Projekten
B8 - G20 - HE, Bad Camberg/Lindenholzhausen mit Teilprojekten TO 1 bis TO 3
B8 - G40 - HE, OU Glashütten
B8 - G50 – HE, OU Waldems / Esch
schnell klar, dass mit diesen Projekten die B 8 zwischen der Autobahnabfahrt Limburg-Süd und Königstein leistungsfähiger gemacht werden soll.
Da das Teilprojekt OU Bad Camberg, B 8 – G20 – HE – TO3, für das zur Zeit das Planfeststellungsverfahren läuft gemäß den Aussagen im BVWP „ wegen fehlender eigenständiger Wirkung „ nur im Hauptprojekt bewertet wird, nehmen wir zu Aussagen im Hauptprojekt B 8 – G20 - HE Stellung:
Bei 1.6. Zentrale verkehrliche / physikalische Wirkung ist unter dem Bereich Veränderung der Abgasemissionen aufgeführt: Die Abgasemission beim CO2 sinkt um 2.298 t / Jahr.
Das ist für uns nicht nachvollziehbar, da allein auf dem 5 km langen Bereich zwischen dem Kreisel Walsdorf / Würges und der Kleinmühle die Verkehrsbelastung ( Verkehrsprognose ) von Hessenmobil ) um ca. 85 % steigt. Schon bei einem minimal Ansatz von 120g CO2 / km ergibt das eine Mehrbelastung von mehr als 10 Tonnen pro Tag. Das allein ergibt ein Plus von mehr als 3.650 t / Jahr. Warum diese Mehrbelastung im Luftkurort Bad Camberg in Kauf genommen werden kann, ist uns völlig unverständlich. Uns ist zwar klar, das sich die Situation in der Ortsdurchfahrt etwas verbessert, aber die Luft die wir alle atmen ist nicht in einem Straßenbereich sondern in dem Tal in dem wir leben. Das gilt bezogen auf die Kur umso mehr, da z.B. die Kurkliniken nicht an der Ortsdurchfahrt, sondern, genau wie die meisten Wohngebiete in Würges, der Kernstadt und Erbach, östlich und etwa höhengleich zu der geplanten Umgehung liegen.
Wenn man nun wie im Dossier angegeben noch die zusätzlichen Verkehrsbelastungen bis Lindenholzhausen und die daraus resultierenden CO² - Mehrbelastungen dazu rechnet, ist man schnell in der Größenordnung von 5.000 t / Jahr für das Hauptprojekt. Wie es bei diesen Fakten zu den von Ihnen berechneten – 2.298 t /a kommt ist unbegreiflich. Entsprechende Mehrbelastungen ergeben sich natürlich auch bei den sicherlich nicht unproblematischen Stickoxid, - Kohlenmonoxid- und Schwefeldioxidemissionen etc.
Bei Umwelt- und Naturschutzfachliche Beurteilung ( Modul B ) nehmen wir zu den Aussagen unter Nr. 1.1 wie folgt Stellung:
Die Zahl von 1.250 Einwohnern (wahrscheinlich die Anwohner an den Ortsdurchfahrten der B 8 die zukünftig durch eine OU entlastet werden ) ist in der Größenordnung nachzuvollziehen. Für die in Bad Camberg betroffenen Durchfahrten ist jedoch festzuhalten, dass mit einer ausgewiesenen Entlastung von max. 35 % gerade mal eine kaum wahrnehmbare Absenkung von 2 dB erreicht. Nur bezogen auf den Verkehrslärm würden schon mit einer Absenkung der Geschwindigkeit auf 30km/ Std mit 3 dB deutlich mehr erreicht.
Nicht nachvollziehbar ist, dass mit Neu- bzw. Mehrbelastung nur 450 Einwohner betroffen sind. Allein für das TO 3 ( OU Bad Camberg ) für den die komplette Planung vorliegt, ergeben sich nachfolgende zusätzliche Belastungen:
Wir, die Bürger wissen wie sich bei uns der Lärm ausbreitet und wie wir ihn täglich ertragen müssen. Nach den Aussagen im Planfeststellungsverfahren sind Lärmschutzmaßnahmen in keinem der vorab geschilderten Fälle erforderlich. Das ist in keinster Weise nachvollziehbar, da gerade die östlichen Wohngebiete von Bad Camberg seit Jahrzehnten (mit steigender Tendenz) je nach Wetterlage die Dauerbelastung durch die A3 erleben. Nach den veröffentlichten Lärmpegeln für die A 3 dürfte die Autobahn in den 2,5 bis 3 km entfernten östlichen Wohngebieten auf der anderen Talseite gar nicht stören. In Wirklichkeit ist hier aber das bei bestimmten Wetterlagen auftretende Dauerdröhnen sehr belastend.
Deshalb wissen wir, dass nach der Realisierung der OU Bad Camberg nicht 450 Einwohner, sondern viele Tausende einer zum Teil extremen Mehrbelastung ausgesetzt sind. Nur ein Lärmgutachten kann die Auswirkungen realistisch aufzeigen.
1.5 Verkehrsbelastung im Bezugs- und Planfall
Da wir uns in den vergangenen Jahren sehr intensiv mit den Be- und Entlastungen einzelner Straßen beschäftigt haben, stellen wir fest, dass sich die Aussagen in der Verkehrsprognose zum jetzigen Planfeststellungsverfahren und die Aussagen im BVWP sich teilweise extrem unterscheiden. Außerdem gibt es einerseits für das Straßenumfeld von Walsdorf im lfd. PFV keine Aussagen, zum anderen ist in den Zahlen des BVWP die neue Führung der L3031 mit Sicherheit nicht enthalten.
Nur verlässliche Prognosen sind nach unserer Auffassung aber die Grundlage für richtige Entscheidungen.
Zu Planungszeitraum / Realisierungszeitpunkt
Alle am Anfang genannten Projekte sind im Rahmen des Gesamtplans im vordringlichen Bedarf, haben aber sehr unterschiedliche Planungsstände.
Teilprojekt B8 – G20 – HE –TO 3 ( OU Bad Camberg ) wurde der Planfeststellung, trotz erheblicher Einwände der Stadt Idstein und mehr als 100 Bürgern der betroffenen Gemeinden, vom RP Gießen bereits das O.K. gegeben. Es liegt jetzt beim Ministerium in Wiesbaden.
Bei den anderen Teilprojekten B8-G20-HE- TO 1 und TO 2 sowie B8-G40-HE (Glashütten) und B8-G50-HE ( Waldems / Esch ) wurde, wenn überhaupt, gerade erst begonnen.
Eine schnellst mögliche Realisierung der OU Bad Camberg hätte aber neben allen sonstigen Einwänden noch folgenden Effekt:
Für viele Jahre oder wahrscheinlich Jahrzehnte führt jede Stauwarnung auf der A 3 zwischen Bad Camberg und dem Offenbacher Kreuz ( durch Ortskenntnis und/oder Navis gesteuert ) zur Ableitung in Richtung Süden, in einen jetzt ungehindert zu erreichenden 8 km langen Stauraum bis vor Esch. Für die Bürger von Würges, Walsdorf und Esch ist das die endgültige Katastrophe, denn Stauwarnungen in diesem Abschnitt gibt es sehr oft, jeden Tag mehrmals, und jedes mal steht die Blechlawine im Tal vor den Häusern der Bürger.
Das ganze natürlich zusätzlich zu der schon aufgezeigten Mehrbelastung im Normalbetrieb.
Sehr geehrte Damen und Herren, wir sind dankbar, dass mit dem Verbleib der B8 Umgehung Bad Camberg im vordringlichen Bedarf die Notwendigkeit einer Entlastung der Ortsdurchfahrten anerkannt wird. Aber sie muss so erfolgen, dass die Bürger im Goldenen Grund damit leben können.
Den Menschen in den Anrainergemeinden zwischen Limburg und Königstein muss endlich gesagt werden, was im BVWP aus unserer Sicht deutlich hervorgeht:
Steigerung der Leistungsfähigkeit und Attraktivität der B 8 zur Entlastung der A 3 im Normalbetrieb und zur höchst willkommenen Ableitung bei Stauwarnungen Richtung Süden nach Frankfurt, ins Rhein Main Gebiet und zum Offenbacher Kreuz.
Wer das will, muss es auch vorbehaltlos kommunizieren und Trasse ( z. B. Abstände zu bestehenden Wohngebieten ) und Lärmschutz entsprechend planen.
Ob für ein Kreuzungsbauwerk ( erinnert an ein kleines Autobahnkreuz ) zwischen der OU B8 und der L 3031 wirklich ca. 5 ha Land ( Umweltgründe ) und wahrscheinlich einige Millionen Euro zu viel verbraucht werden müssen bezweifeln wir.
Zum Schluss Möchten wir noch auf 2 grundsätzlichen Aussagen im Textbereich des BVWP hinweisen:
1. ) Seite 16: „Bei VB/VB- E Maßnahmen ist Verlagerung von Bundesstraßen auf Autobahnen zu erwarten"! Bei uns ist es gerade umgekehrt !
2 ) Seite 23: Ziele des BVWG 2030 sind……Vermeidung und Verminderung von Lärm…und Absinken von Abgasemissionen ( CO,Hc, N x – Partikeln ) ! Bei unseren Vorhaben passiert für viele Tausend Menschen zwischen Limburg und Königstein genau das Gegenteil .
Für Rückfragen stehen Ihnen Gerd Ziemer : 06434 / 7601 und Peter Reuter : 06434 / 6666 gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Gerd Ziemer ( 1. Vorsitzender ) Peter Reuter ( Stellvertreter()